•  Kauf auf Rechnung
Schweiz
Deutschland
Österreich

Ballaststoffe waren lange unscheinbare Begleiter auf unseren Tellern. Heute wissen wir: Obwohl sie größtenteils unverdaulich sind und kaum Energie liefern, stellen sie einen unverzichtbaren Bestandteil einer ausgewogenen, modernen Ernährung dar. Denn Ballaststoffe wirken sättigend, fördern die natürliche Darmtätigkeit und bereichern den Speiseplan. Doch was genau verbirgt sich hinter dem Begriff "Ballaststoffe" und warum verdienen sie mehr Aufmerksamkeit?

Porridge

Was sind Ballaststoffe?

Der Begriff Ballaststoffe stammt aus dem 19. Jahrhundert, als man diese unverdaulichen Stoffe fälschlicherweise für nutzlosen "Ballast" hielt. Heute weiß man, dass sie bei einer gesunden Verdauung und Ernährung eine zentrale Rolle spielen. Ballaststoffe sind überwiegend komplexe Kohlenhydrate pflanzlichen Ursprungs, die unser Körper meist nicht verdauen kann. Anders als (einfache) Kohlenhydrate, Fette oder Eiweiße liefern sie keine Energie im klassischen Sinn. Sie durchlaufen unseren Verdauungstrakt nahezu unverändert. Allerdings: Ein Teil der Ballaststoffe wird im Dickdarm von Bakterien fermentiert, wobei kurzkettige Fettsäuren entstehen, die den Darmzellen als Energiequelle dienen.

Man unterscheidet zwischen löslichen und unlöslichen Ballaststoffen. Lösliche Ballaststoffe, wie Pektin oder Inulin, binden Wasser und quellen auf. Sie kommen etwa in Äpfeln, Hafer oder Chicorée vor. Unlösliche Ballaststoffe wie Zellulose finden sich vor allem in Vollkornprodukten oder Hülsenfrüchten und tragen zur mechanischen Reizung der Darmwand bei. Das kann die Verdauung anregen, indem die Peristaltik (Darmbewegung) mobilisiert wird.

Die Rolle der Ballaststoffe für Ernährung und Gesundheit

Ballaststoffe übernehmen vielfältige Funktionen im Verdauungssystem. Indem sie im Darm aufquellen, erhöhen sie das Volumen des Nahrungsbreis. Das kann dazu beitragen, länger satt zu bleiben – ein Vorteil besonders für Menschen, die auf ihr Gewicht achten. Außerdem können Ballaststoffe helfen, die Darmtätigkeit zu regulieren. Das Europäische Informationszentrum für Lebensmittel (EUFIC)4 weist darauf hin, dass Ballaststoffe zur Erhaltung einer normalen Darmfunktion beitragen können, wenn sie im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung konsumiert werden.

Einige lösliche Ballaststoffe dienen zudem als sogenannte Präbiotika – also als "Nahrung" für bestimmte nützliche Darmbakterien. Dies kann die Vielfalt der Darmflora positiv beeinflussen und damit zum allgemeinen Wohlbefinden beitragen. Wissenschaftliche Studien5 belegen, dass eine ballaststoffreiche Ernährung mit positiven Effekten auf Herz, Stoffwechsel und Verdauung sowie mit einem geringeren Risiko für verbreitete Gesundheitsprobleme in Verbindung gebracht werden kann.

Ballaststoffe und Cholesterin

Lösliche Ballaststoffe können in zahlreichen Studien mit einem günstigen Einfluss auf den Fettstoffwechsel in Verbindung gebracht werden. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) erkennt an, dass Beta-Glucane aus Hafer im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung zur Aufrechterhaltung eines normalen Cholesterinspiegels beitragen können6,7. Ein möglicher Mechanismus: Bestimmte Ballaststoffe binden im Darm Gallensäuren, die dann vermehrt ausgeschieden werden. Da der Körper neue Gallensäuren aus Cholesterin herstellen muss, kann dies zur Senkung des Cholesterinspiegels beitragen.

Wie viele Ballaststoffe brauchen wir?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt Erwachsenen eine tägliche Ballaststoffzufuhr von mindestens 30 g. Diese Menge lässt sich vor allem über pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte und Nüsse erreichen. Die Nationale Verzehrsstudie II8 ergab jedoch, dass 68 Prozent der deutschen Männer und 75 Prozent der Frauen deutlich weniger Ballaststoffe verzehren.

In Österreich ergibt sich ein ähnliches Bild. Laut Österreichischem Ernährungsbericht9 (2017) liegt die Ballaststoffaufnahme auch hierzulande deutlich unter den Empfehlungen. Dort heißt es: "Die mittlere Zufuhr von Ballaststoffen liegt sowohl bei den Frauen mit 20,1 g pro Tag als auch bei den Männern mit 21,7 g pro Tag unter dem Referenzwert von 30 g pro Tag." Der europäische Durchschnitt liegt bei 20 g. Angesichts dieser Werte lohnt es sich, mehr ballaststoffreiche Produkte in den Alltag zu integrieren.

Ballaststoffe im Alltag – so einfach geht’s

Wer auf ballaststoffreiche Lebensmittel setzt, profitiert nicht nur von einer verbesserten Verdauung, sondern meist auch von einem vielfältigeren Speiseplan. Einige Beispiele für den Alltag:

  • Flohsamenschalen und Kleie: Sie bestehen zu rund 85 % bzw. 45 % aus Ballaststoffen und quellen im Magen stark auf. In Wasser, Joghurt oder Smoothies eingerührt, lassen sie sich unkompliziert in den Alltag integrieren.
  • Haferflocken: Klassisch als Porridge oder im Müsli. Hafer enthält lösliche Ballaststoffe wie Beta-Glucane, die eine gelartige Konsistenz bilden und lange sättigen.
  • Hülsenfrüchte: Linsen, Kichererbsen oder Bohnen bieten nicht nur viele Ballaststoffe, sondern auch hochwertiges pflanzliches Eiweiß.
  • Vollkornprodukte: Ob Brot, Pasta oder Reis – je weniger verarbeitet, desto ballaststoffreicher.
  • Gemüse und Obst: Idealerweise frisch, saisonal und mit Schale verzehrt – so bleibt der Ballaststoffanteil hoch.
  • Nüsse und Samen: Leinsamen, Mandeln oder Chiasamen liefern neben reichlich Ballaststoffen wertvolle Fette und Mikronährstoffe.

Trinken nicht vergessen!

Wichtig bei ballaststoffreicher Ernährung ist die ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Mindestens 1,5 bis 2 Liter Wasser oder ungesüßter Tee pro Tag sind empfehlenswert. Da Ballaststoffe Wasser binden, kann ein Mangel an Flüssigkeit anstelle einer gewünschten Unterstützung der Verdauung zu unangenehmen Begleiterscheinungen wie Völlegefühl oder träger Darmtätigkeit führen. Ohne ausreichende Flüssigkeitszufuhr können Ballaststoffe sogar zusätzlich stopfend wirken10.

Fazit: Ballaststoffe sind kein Ballast

Ballaststoffe bereichern den Speiseplan – kulinarisch und funktional. Sie fördern das Sättigungsgefühl, regulieren die Verdauung und sind in vielen gesunden Lebensmitteln enthalten. Wer regelmäßig zu Vollkorn, Hülsenfrüchten, Gemüse und ballaststoffreichen Produkten wie Chiasamen, Haferflocken oder Flohsamenschalen greift, macht schon vieles richtig. Was also unverdaulich scheint, kann dennoch einen echten Mehrwert für unsere Ernährung liefern und das ganz ohne Ballast.

Literatur:

  1. DGE | Ausgewählte Fragen und Antworten zu Ballaststoffen | Online-Abruf Mai 2025
  2. Wikipedia | Ballaststoff | Flohsamenschalen | Kleie | Online-Abruf Mai 2025
  3. Elmadfa, I | Ernährung des Menschen | Verlag Eugen Ulmer Stuttgart | 5. Auflage 2015
  4. EUFIC – European Food Information Council | What are dietary fibres and why are they good for you? | 2023 | Online-Abruf Mai 2025
  5. Reynolds A et al. | Dietary fibre and incidence of non-communicable diseases | The Lancet | 2019 | Online-Abruf Mai 2025
  6. EFSA – European Food Safety Authority | Dietary fibre: health effects, recommended intakes, and sources | Online-Abruf Mai 2025
  7. EU-Verordnung 432/2012 | HCVO | eur-lex.europa.eu | Online-Abruf Mai 2025
  8. Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel | Nationale Verzehrsstudie II | Online-Abruf Mai 2025
  9. Universität Wien, Department für Ernährungswissenschaften | Österreichischer Ernährungsbericht 2017 | Online-Abruf Mai 2025
  10. SGE – Schweizerische Gesellschaft für Ernährung | Merkblatt "Ernährung und Verstopfung" | Online-Abruf Mai 2025
(, zuletzt aktualisiert: )

Diese Produkte könnten Sie auch interessieren:

Beiträge nach Stichworten